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Wiederaufbau der Landwirtschaft in Kwanza Sul
Eine kleine unscheinbare Holzbrücke überquert den Fluss Cambongo an der Straße von Seles nach Amboiva, im Bergland der Provinz Kwanza Sul. Die Balken sind verkohlt, die Betonreste der ursprünglichen Brücke liegen zersprengt im Flussbett. Hier war einmal eine militärische Trennlinie. Hinter der Brücke hatten sich die Rebellen eingerichtet, davor war Regierungsgebiet. Im Bürgerkrieg hat an diesem kleinen strategischen Punkt oft die Luft gebrannt, Menschen ließen ihr Leben. Noch heute erzählen uns unsere angolanischen Begleiter die Geschichten des Krieges, wenn wir Orte wie diesen passieren. Dieses Gebiet hat oft die Seiten gewechselt im Lauf der Jahre. Ein großer Teil der Bevölkerung ist geflohen, auf die eine oder andere Seite.
Eine Behelfsbrücke am Rio Cambongo, an der alten „Kaffeestraße“
Aber heute ist die Straße frei, die Minen sind seit August 2004 geräumt. Neue Stichstraßen, eher Buschpfade, zweigen von der Straße ab, die einmal, vor mehr als 20 Jahren, ein produktives Kaffeeanbaugebiet erschloss. Heute ist von Plantagen kaum noch etwas zu sehen, der Buschwald hat sich alles zurückgeholt. Angola, einst ein großer Kaffeeexporteur, spielt heute auf dem Weltmarkt für Kaffee keine Rolle mehr. Und viele meinen, dass sich die Zeit des Kaffees auch überlebt habe.
Vergangene Größe: Haupthaus und Sortierflächen einer alten Kaffeefazenda aus den 20er Jahren
Verlassenes Dorf im ehemaligen Kriegsgebiet
Überlebt? Am Ende einer Stichstraße, 5 Kilometer im Busch, plötzlich ein Dorf, eher die Überreste eines Dorfes. 49 Familien leben hier wieder seit 12 Monaten, sie waren Flüchtlinge in dem Agrarstädtchen Seles. Ihr Dorf besteht nur noch aus Ruinen, an Hab und Gut konnten sie kaum etwas retten. Stolz führen sie uns zu ihrem Allerheiligsten: am Flüsschen, unweit vom Dorf, liegt ein „Viveiro“, ein Anzuchtbeet. 16 110 kleine Kaffeepflanzen warten hier darauf, ausgepflanzt zu werden. Mit dem Beginn der Regenzeit, im September, werden sie die Setzlinge in ihre Familienparzellen umpflanzen. Der Kaffee ist zurückgekehrt in die Region, und diesmal ist es nicht der Kaffee auf der Fazenda des Portugiesen, sondern ihr eigener…

Die erste Generation von Kaffeesetzlingen ist reif zum Auspflanzen

Die ersten Familienparzellen tragen bereits
Das wird kein leichter Weg. Vieles hat sich seit den Glanzzeiten des angolanischen Kaffees geändert. Meist beherrschten nur die portugiesischen Plantagenbesitzer das Know-how dieser anspruchsvollen Kultur. Nur wenige der angolanischen Vorarbeiter, die sich auskennen, sind nach dreißig Jahren übrig geblieben. Kaffee braucht außerdem ein paar Jahre, bis er richtig trägt. Er bringt keine schnelle Hilfe für die Bauernfamilien. Die Preise auf dem Weltmarkt sind verfallen, neue Großanbieter vor allem aus Asien bestimmen das Geschehen heute mit.
Für die jungen Leute ist es das erste Mal, dass sie mit Kaffeeanbau in Berührung kommen.
Trotzdem ist es vor allem der Kaffee, der für diese Bauern zum Symbol für den Neuanfang geworden ist. Mit ihm verbinden sie viele Hoffnungen, die sich auf die Erzählungen der Alten gründen: der Kaffee im Lager war für sie wie Geld auf der Bank. Damit haben sie die Schulbildung für ihre Kinder bezahlt. Der Kaffeebauer trug einen Anzug, der Maisbauer hatte nicht einmal Schuhe. Kaffeebauer zu sein, war für sie ein Teil ihrer Identität, auf die sie stolz waren.

Damit sie heute wieder aus der Kaffeekultur Nutzen ziehen, greift ihnen die angolanische Nichtregierungsorganisation AAD unter die Arme, Projektträger dieses von OIKOS geförderten Projektes.

Die Dorfmühle erleichtert die Maisverarbeitung – mehr Zeit für Marktkulturen bleibt.
Neben der Kaffeeinfrastruktur erhalten die Bauern Unterstützung beim Anbau von Nahrungsmittelkulturen, so dass sie schon nach einem halben Jahr unabhängig werden von Nahrungsmittelhilfe. Kaffee wird nicht als Monokultur eingeführt, sondern als Teil einer diversifizierten Landwirtschaft. Mühlen helfen die Zeit freizusetzen, die für die Pflege im Kaffee nötig ist. Der Kaffee selbst wächst oft auf Mischfeldern gemeinsam mit geeigneten anderen Kulturen. Das macht ihn stabiler, unabhängig von Pflanzenschutz und Dünger. Der so angebaute Kaffee ist reiner Bio-Kaffee, was künftig auch in der Vermarktung neue Chancen bieten kann.
Künftiger Bio-Kaffee aus Angola: neu angelegtes Mischfeld mit Kaffee, Ananas und anderen Kulturen
Mehr Informationen finden Sie in unserem Jahresbericht 2004, den sie hier downloaden können, unter Projekt Ang-26 © Fotos: Dr. Bert Maciy
Download Jahresbericht, ...
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