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Ländlicher Wiederaufbau in Cunene
Kapanda ist ein Flecken am Ufer des Cunene-Flusses. Die Leitungskommission der Landwirtschafts- kooperative „17. September“ hat sich mit dem Projektteam am Versammlungsplatz unter einem Baum zusammengesetzt, um Bilanz zu ziehen. Im Hintergrund tuckert die Motorpumpe, zwei der neuen Mitgliedsfamilien bewässern am späten Nachmittag noch ihre Felder.

Bevor Helena, die Vorsitzende, das Wort an die Kassenführerin gibt, erzählt sie, wie es hier war in der Zeit der südafrikanischen Invasion. Sie weist auf die Piste entlang des Cunene. Um von einer auf die andere Straßenseite zu kommen, musste man einen Passierschein haben, den die Südafrikaner ausstellten. Sie holt einen alten Kwanza-Schein aus ihrem Geldbeutel: Sie haben unser Geld genommen und ihren Stempel draufgemacht – das war der Passierschein. Wer zurück ins südafrikanisch kontrollierte Gebiet wollte, musste so einen Schein vorweisen.

Noch immer ist der Krieg hier in der Erinnerung präsent. Abgeschossene Panzer am Wegesrand und Minenräumtrupps erinnern an sein Erbe. Doch die lokale Bevölkerung, die in der Zeit der Invasion unter Vertreibung und dem Verlust ihres Viehs gelitten hatte, konnte inzwischen ein Mindestmaß an Selbstversorgung wieder herstellen. „Mindestmaß“ heißt jedoch Fortdauer von Armut.

Beratung der Kooperative 17. September am Cunene-Fluss

Schulkinder passieren den Einsatzort eines Minenräumtrupps
Über die Subsistenzlandwirtschaft hinaus gibt es bis jetzt nur wenige Fortschritte, obwohl das Gebiet dank des Cunene-Flusses nicht geringe Entwicklungsmöglichkeiten in der Landwirtschaft bietet. Von OIKOS geförderte Bewässerungskooperativen wie in Kapanda gehören noch zu den Ausnahmen. Doch deren Erfolge haben sich herumgesprochen, und so gibt es immer mehr Interessenten für neue Bewässerungsprojekte.
Motorpumpe der Kooperative 17. September am Cunene-Fluss
Ana Fernanda, die Schatzmeisterin der Kooperative, soll nun berichten. Noch vor 4 Jahren wäre der Bericht traurig ausgefallen. Damals hatten sie die Arbeit fast eingestellt. Die alterschwache Pumpe reichte nur für ein kleines Gemeinschaftsfeld. Heute kann man schon von weitem sehen, dass diese Kooperative Erfolg hat: über 10 Hektar werden intensiv genutzt. Doch Ana spricht von all dem nicht, liest nur aus ihrem Kassenbuch vor.

Sehr gesprächig sind die Cuanhama, dieses stolze Viehzüchter-Volk im Süden Angolas, nicht. 10 000 Kwanza sind in der Kasse (etwa 100 €) und 200 USD. Nicht gerade berauschend bei einer kürzlich verkauften Tomatenernte von 1,9 t. Mehr nicht? Immerhin kein Minus.

Mitglieder der Kooperative bei der Feldarbeit
Aber Helena hat noch ein kleines Geschäftsgeheimnis: Das ist nicht alles, sagt sie, unser anderes Geld hat Beine. Warum sollen wir unser Geld zu einer Bank bringen? Unser Geld auf Beinen arbeitet: wir haben uns eine kleine Herde Rinder angeschafft. Die helfen beim Pflügen, ziehen Ochsenschlitten und wenn wir Geld brauchen für eine größere Reparatur – verkaufen wir ein Rind.

Ohne Rinder können sie eben nicht sein, die Cuanhama, aber zum ersten Mal sind hier die Herden nicht nur Statussymbol, sondern eingebaut in produktive Landwirtschaft. Und das spricht sich herum…

„Geld auf Beinen“ bei der Tränke

Frauen einer Kooperative am Cunene-Fluss bei der Dorfversammlung
Mehr Informationen zum Vorgänger-Projekt finden Sie in unserem Jahresbericht 2004, den sie hier downloaden können, unter Projekt Ang-24 © Fotos: Dr. Bert Maciy
Download Jahresbericht, ...
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